In unserer Mädels-WhatsApp-Gruppe taucht eine Nachricht auf. Sie ist von meiner Freundin Sina. Sie schreibt, dass etwas echt „Doofes“ passiert ist. In Australien. Und ich? Ich sitze gerade im Flieger von Dubai nach München und lerne, wieso das Leben manchmal ein Arschloch ist und was man dagegen tun kann.
Ich sitze kurz vor Abflug und lese gerade noch diesen einen Satz, der sagt, dass sie den Rat ihrer Freundinnen braucht. Sina ist eindeutig im Meckermodus. Das kommt nur wenige Tage im Jahr vor (ganz anders, als bei mir, denn mich befällt dieser Virus nahezu täglich) und deshalb weiß ich, dass es jetzt dringend ist, ihr zu antworten.
„Bitte schalten Sie jetzt alle elektronischen Geräte aus“, bittet die Flugbegleiterin im höflichen Befehlston.
Ich tue widerwillig, was sie sagt. Tippe gerade noch „Melde mich später“ und drücke auf „Senden“, aber die Internetverbindung lässt mich im Stich. Gut, dass Laura schneller war, als ich. Bereits zehn Nachrichten zur Aufmunterung hat sie losgeschickt, als ich noch überlegt habe, was ich in welcher Reihenfolge antworten soll.
Da fällt mir etwas ein. Etwas, das Sina vor vielen Jahren zu mir gesagt hat, als ich gerade im „Meckermodus“ war:
„Du musst dem Leben eine Chance geben, gut zu Dir zu sein“.
Freunde finden die richtigen Worte
Wir saßen im Ned Kelleys, einem Australian Pub in München. Ha! Welcher „Zufall“, dass Sina gerade in Australien segelt. Ich erinnere mich, dass ich damals von meinem monatelangen Trip durch Ozeanien erzählt hatte – und wie sehr mich das Leben hier in Deutschland nervte. Die Liste der Dinge, die mich ankotze, war schier endlos. Und Sina? Die hörte sich das geduldig an. Hatte Verständnis, Mitgefühl, ein paar gute Ideen. Und diesen Satz:
„Du musst dem Leben eine Chance geben, gut zu Dir zu sein“.
Als eine meiner größten Inspiratorinnen für ein glückliches Leben, hat Sina an diesem Abend noch etwas anderes gesagt.
„Eine so lange Reise zu machen würde ich mich nie, nie, niemals alleine trauen!“
Ich spule jetzt mal an paar Jahre vor. Es ist Februar 2017 und wir feiern eine Abschiedsparty. Für Sina. Die hat nämlich einen Plan gefasst.
„Komm, wir verreisen. Wohin? Egal. Hauptsache weit, weit weg!“, steht als Überschrift auf ihrem Reiseblog.
Sina reist seit Monaten alleine durch die Welt.
In nur wenigen Jahren hat sie etwas überwunden, was damals noch was „Doofes“ war. Es hat Angst gemacht. Es hat sich beschissen angefühlt.
Jetzt sitzt sie an der australischen Ostküste und hat was „Doofes“ erlebt. Wir sitzen zwar nicht in einer Bar, aber die Wunder der technischen Kommunikation lassen mich Teil ihres Erlebnisses sein, während ich hoch oben in der Luft bin.
Diesmal ist Sina im Meckermodus. Ich habe Verständnis, Mitgefühl und auch ein paar gute Ideen. Und diesen Satz:
„Du musst dem Leben eine Chance geben, gut zu Dir zu sein“.
Und dann noch diesen, den ich mir vor ein paar Monaten aus ihrem Blog herauskopiert habe:
„Und wenn ich immer sage, dass mir Sachen passieren, ohne dass ich eine Entscheidung treffe, kann ich aktuell sagen, dass es nicht die schlechteste Variante ist, durchs Leben zu gehen.“
Vielleicht hat das Leben, dem sie die Erlaubnis gegeben hat, gut zu ihr zu sein, ja gerade eine geniale Entscheidung für sie getroffen. Manchmal bekommen wir etwas „Doofes“ geliefert und erkennen erst Jahre später, wie gut das für uns war. Bevor das passiert, durchleben wir den „doofen“ Moment. Am Ende wartet eine Erkenntnis auf uns und manchmal dauert es einen Augenblick, bis wir wissen, was es ist.
Die Geduld hierfür aufzubringen, verbunden mit all der Arbeit an uns selbst, das ist mega nervig und oft auch langwierig. Doch die kann uns keiner abnehmen. Kein Freund, kein Hund, kein Partner oder Elternteil. Niemand.
Was Menschen können und Hunde niemals lernen
Das, was unsere Menschen und Hunde tun, wenn wir sie lassen, ist das hier:
Das „Doofe“ im Leben viel leichter machen.
Und es gibt etwas, das kein Hund auf dieser Welt kann. Nämlich total schnell zehn Nachrichten auf WhatsApp (Laura) oder im Flieger nach München zwei Seiten tippen (Sabrina).
Und das hier laut aussprechen, wenn es uns mies geht, verbunden mit einer Umarmung, die aus einem menschlichen Herzen kommt, dem wir das Verständnis und Mitgefühl anders glauben:
„Ich bin für Dich da.“
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