Wenn alles zu viel wird: Der Druck der Seele und unser Weg zur Reife

Es gibt einen inneren Druck, den viele Menschen gar nicht in Worte fassen können, einfach, weil er so diffus ist. Es ist ein namensloser Druck. Die Leute beschreiben diesen Zustand oft so:

„Ich weiß nicht, was los ist, eigentlich bin ich okay, aber…”.

Dieser Druck entspringt nicht nur der Psyche, sondern er kommt auch aus unserer Seele. Er (der Druck) hat einen Zweck: Er dient dazu, uns in Bewegung zu setzen, und uns als Persönlichkeit beim Wachsen zu helfen. Der Anteil in uns, der dadurch reift, ist die Seele. Dieser Reifungsprozess ist auch dazu da, uns als Individuen (und als Menschheit insgesamt) zu formen. Es geht darum, uns zu dem Ort zu führen, an den wir wirklich gehören – und nicht zu dem „scheinbaren“ Platz, den wir uns mit unserem begrenzten Verstand ausgedacht haben – und der immer noch der Illusion darüber erliegt, er hätte die Kontrolle.

Das ist naiv.

Ich sage das so direkt, aus meiner Perspektive auf die Welt, weil ich sehe, dass die Menschheit unglaublich ignorante Dinge tut. Nicht nur kleine bescheuerte Handlungen, wie etwa die Nutzung von Laubbläsern und das Zünden von Feuerwerk, sondern auch wirklich gefährliche, unintelligente Entscheidungen mit katastrophaler Tragweite.

Woher kommt es, dass Kinder andere Kinder misshandeln und töten? Woher kommt es, dass Menschenmassen aus ihren Heimatländern fliehen, in der Hoffnung und dem Glauben, dass es ihnen und ihren Familien woanders besser gehen wird? Woher kommt es, dass wir uns so oft in Konflikten verlieren, anstatt nach Lösungen zu suchen? Woher kommt es, dass wir so oft die Augen vor dem Leid anderer verschließen, anstatt uns ihnen zuzuwenden und zu helfen? Woher kommt es, dass wir so oft die Natur und ihre Ressourcen ausbeuten, anstatt sie zu schützen und zu bewahren?

All diese Fragen führen uns zurück zu einem zentralen Punkt: unserer Beziehung zu uns selbst und zur Welt um uns herum. Es ist eine Beziehung, die oft von Angst, Unsicherheit und mangelndem Verständnis geprägt ist. Aber es ist auch eine Beziehung, die wir ändern können. Und müssen! Man kann dazu dem Druck aus der Seele Aufmerksamkeit schenken – ohne sich darin im Drama zu verlieren, sondern um zu wachsen. Ja, das ist schmerzhaft und der Weg führt in die Angst und durch die Angst hindurch.

Das, was in uns selbst gespalten und abgetrennt ist von der eigenen Wahrheit, führt oft in der Folge zum Abbruch von Beziehungen in unserem privaten, aber auch beruflichen Umfeld. 

Der Druck der Seele wird irgendwann kaum aushaltbar und wir zweifeln an uns, weil plötzlich das, was uns vorher getragen hat im Leben und wo wir Halt und Sicherheit empfunden haben, nicht mehr funktioniert.

Ist es esoterischer Unsinn oder religiöses Gerede ohne Substanz, wenn ich sage, dass Liebe die Antwort ist, wenn es darum geht, das Gespaltene und Abgetrennte in uns wieder zusammen zu fügen?

Der Ursprung der Seele ist Liebe. Solange wir glauben, dass Liebe keine Kraft hat, um heilende Veränderungen herbeizuführen, hat sie auf der Erde auch keine Chance. Sie hat keine Möglichkeit, ihr volles Potenzial zu entfalten, solange wir sie einschränken und auf ein paar verwirrte Gedanken reduzieren, die uns über das, was Liebe wirklich ist und kann, belügen. Niemand wird der Liebe jemals den Weg freimachen, wenn er oder sie glaubt, sie könnte nichts bewirken.

Wenn wir glauben, unser Verstand hätte mehr Macht über das Leben, als die Seele/Liebe, dann finden wir auch keinen Weg hinaus aus dem Labyrinth des namenlosen Drucks.

Liebe ist nicht immer sanft

Wie kommen Menschen nur auf die Idee, dass Liebe ausschließlich mit Sanftheit, Passivität und Unterwerfung zu tun hat? Wie kommen wir dazu, Liebe auf diese Weise zu definieren und zu begrenzen? Wie kommen wir dazu, zu glauben, dass Liebe keine Kraft hat, um Veränderungen herbeizuführen, um Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, um Heilung und Wachstum zu fördern?

Diese Fragen führen uns zu einem tief verwurzelten Missverständnis über die Natur der Liebe. Liebe ist nicht nur sanft und passiv, sie ist auch stark und aktiv. Sie ist nicht nur ein Gefühl der Zuneigung und des Wohlwollens, sondern auch eine Kraft, die uns dazu antreibt, das Richtige zu tun, selbst wenn es schwierig ist. Sie ist nicht nur ein Zustand des Seins, sondern auch eine Handlung, ein Tun, ein Engagement. Sie ist ein Raum in uns selbst aus dem heraus wir Entscheidungen treffen und dann agieren.

Das passt manchmal anderen Leuten nicht. Wir werden dann zur Leinwand derer, die sich selbst nicht sehen können. Die Seele mag keine Konflikte, deshalb braucht sie das Bewusstsein eines Menschen, das ihr liebevoll den Weg frei macht. Durch die Angst hindurch!

Wir müssen manchmal Dinge tun und sagen, aus voller Liebe, die Explosionen verursachen – und zwar im Ego, dem niederen, kleinen Selbst mit seinem unfreien Willen. Das Ego nimmt in uns oft viel zu viel Raum ein und drückt auf die eigene Wahrheit.

Wenn Worte Waffen sind und ein Mittel, um Menschen zu helfen, dann ist es unsere Aufgabe, sie mit Liebe zu füllen, aus tiefstem Herzen. Und ja, das stört einige Menschen enorm, es erschüttert menschliche Egos und alte Denkmuster und niemand, der an etwas festhalten will, das auf dem Rücken der vermeintlichen Verlierer entstanden ist, wird das gerne hören. 

Das Schlimmste daran ist, dass Menschen etwas verteidigen, von dem sie glauben, es gehöre ihnen. Aber auf der Erde, in einem menschlichen Körper, in einem Projekt namens Menschheit, in der Erfahrung namens Leben, gehört niemandem etwas. Wir haben die Ehre, dabei sein zu dürfen, und wir sollten uns alle fragen, was das bedeutet und wie wir uns darin einbringen wollen. Ob wir die Erde, die hier scheinbar geopfert wird, wirklich so behandeln wollen, wie wir es tun. Jeder einzelne von uns. Ein Mensch verbraucht Ressourcen und das ist in Ordnung, weil wir nicht anders leben können. Aber brauchen wir WIRKLICH so viel von dem, was wir glauben, dass wir es brauchen?