Yolanda wiederholt nochmal: cubo de limpieza. Ich tippe das Gesagte in Google Translate ein. Währenddessen plappert die Spanierin munter weiter und ich versuche, irgendwelche Wortfetzen aufzuschnappen, um mir wenigstens einen Hinweis aus irgendeiner Sprache herzuleiten, die ich bereits beherrsche.
Fehlanzeige. Bis ich kapiert habe, dass Yolanda einen weiteren Putzeimer von mir haben will, hat sie längst unseren Haushaltsschrank final durchforstet. Dann blickt sie mich streng an. Holt ihr Handy raus, startet eine App und spricht rasend schnell ins Telefon. „Du nicht sprechen gut Sprachen Spanisch. Besser muss. Sonst ich nicht gut wissen machen in Zuhause was“, schmettert mir eine blecherne Maschinenstimme auf Beinahedeutsch entgegen, untermalt von Yolandas strengem Blick. Demütig notiere ich mir: Zusätzlichen, kleinen Putzeimer besorgen. Und auf Spanisch: Obtenga un cubo de limpieza pequeño adicional. Sicher ist sicher.
Tatsächlich rettet mir cubo ein paar Tage später den Allerwertesten, denn der Techniker für unsere Therme braucht ganz schnell einen. Zu recht. Seit er da war, tropft schwarzes Wasser aus unserer instalación de calefacción. Bevor er da war, hat alles funktioniert. Nun haben wir eine kaputtreparierte Heizung.
Es gab noch mehrere solcher Momente, in denen spanischsprechen total hilfreich gewesen wäre. Als wir am selben Tag einen Wartungsvertrag für unsere Klimaanlage abgeschlossen haben, beispielsweise. Oder einen Vertrag für Internet und Handy.
Das Gute daran, wenn du von deinen Mitmenschen nicht verstanden wirst?
Du kommst sehr zügig in Bewegung mit überdurchschnittlicher Lernbereitschaft.
Jedenfalls geht es mir so. Frustration und Nichtkönnen verursacht den unaufhaltsamen Drang, die Dinge in den Griff zu kriegen. Ganze berufliche Abzweigungen sind schließlich bereits daraus entstanden und schmücken meinen bunten Lebenslauf. Tschakka.E
Zielsetzung bis 31.12.2019:
Ich spreche so fließend Spanisch, dass ich Yolanda beim Putzen der Terrassentüren unterbrechen kann, um ihr zu sagen, dass sie einen super Job macht, aber so gründlich gar nicht sein muss, weil der Hund sowieso in fünf Minuten seine Schnauze wieder an die Scheibe drückt.
Ich rufe bei Ärzten an und vereinbare Termine für Untersuchungen, die ich auch tatsächlich haben will.
Ich schaue mir einen spanischen Kinderfilm im spanischen Kino zur Weihnachtszeit an und esse viel zu viel Zimt-Popcorn dabei. Ich erfahre nach wenigen Minuten, dass der Film auf Katalanisch ist und nicht auf Spanisch. Ich bleibe trotzdem sitzen und freue mich, dass ich es überhaupt bemerkt habe.
Ich bin nachhaltig überzeugt vom Leben weeeeeeiiiiiiiit außerhalb der eigenen Komfortzone. Denn: Monatelanges Herumreisen in exotischen Ländern ist anders, als Auswandern J
Als Erinnerung daran, dankbar zu bleiben für alles, was ich erleben darf, thront an diesem Tag ein Geschenk meiner Freundin Jana auf meinem Schreibtisch: Der Mensch hat zwei Ohren und einen Mund, damit er doppelt so viel zuhört, wie er spricht.
Leise klappe ich meinen Laptop zu.
Schschschscht.
Es hat an der Türe geklingelt und der Techniker für´s Internet will rein. Ich werde gleich wieder gut zuhören und wenig sagen.
Photo by Scott Umstattd on Unsplash
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Kauf dir spanische Kitsch-, Arzt-, und Liebesromane. Das war die beste Investition in meine fünf Fremdsprachen. Warum? Weil sie genau die 2000 Wörter umfassen, die du zum Überleben brauchst. Ok. Zungenkuss und Petting gehören vielleicht nicht dazu. Aber ein bisschen Exotik kann ja nicht schaden (muaaah)
Chica! Hach. Ich liebe Deine Art und Weise, die Dinge in Angriff zu nehmen. Und folge demütig Deinem Rat 😉