Mit 1 PS und vier Pfoten an Bord reisen wir durch Brandenburg. Es ist Juni, in der Uckermark blüht und wächst alles kunterbunt auf Feld, Wald und Wiese. Wir wachsen ein Stück mit ihr. Bei Wind und Wetter, wenig Komfort und ungewöhnlichen Abendessen wird uns klar, dass diese Art des Urlaubs eine besondere ist.
Während Regen leise auf unser Planwagendach prasselt, liegt Phaedra zusammengerollt an meinen Füßen. Wir warten das Nass vom Himmel seelenruhig zusammen ab. Vorher sind wir noch durch den Wald gezogen, um Feuerholz für jenes Lagerfeuer zu sammeln, das Herrchen Jörn jetzt vorbereitet. Schließlich soll es heute Abend etwas Leckeres zwischen die Zähne geben, bevor uns der Mantel der Nacht umhüllt und wir der Glut des Feuers dabei zusehen, wie sie langsam ihren letzten Atemzug tut. Bevor das passiert, baden wir noch im See und schwimmen zu dritt um die Wette. Wer ist am schnellsten? Natürlich der Hund.
Es ist ein Abenteuerurlaub für uns alle. Jörn, Phaedra und ich verbringen eine Woche auf engstem Raum in einem Planwagen ohne großen Komfort. Wir schlafen auf harten Polstern, sind ständig dreckig von Sand und Erde, schwitzen in der heißen Sonne oder sind klatschnass vom Regen. Toilette? Dusche? Fließendes Wasser? Fehlanzeige. Wir haben einen kleinen Wasserkanister dabei, der muss für Katzenwäsche reichen. Und einen Klappspaten an Bord…
Tierisch neue Freunde
Das Highlight dieses Urlaubs ist sicherlich unser neuer Freund auf vier starken Beinen: Buster. Ein gutmütiger, engagierter Wallach zieht uns mit kräftigen Schritten sechs Tage durch die Uckermark. Vorbei an wunderschönen Feldern, durch malerische Dörfer und idyllische Seen. Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht! Genau das wollen wir. Pünktlich zum Sonnenaufgang hören wir den Melodien unzähliger Vögel zu und lauschen abends dem Kuckuck, der seinem Namen stets alle Ehre macht.
Klar, die lästigen Stechmücken, Bremsen und Zecken – die sind auch da. Genau wie Spinnen, Ameisen, Schnecken, Frösche und Co. Wer allzu viel Ekel vor den Insekten unserer Mitwelt empfindet, der sollte sich besser gut überlegen, ob diese Art der Erholung auch tatsächlich eine solche bedeutet.
Wer jedoch mit sechs und achtbeinigen Tieren keine Probleme hat, dem wird ein unvergessliches Erlebnis zuteil. Tagelang im Freien leben und in Verbindung mit der Natur zu sein, hat eine heilende Wirkung. Der Wind trägt tatsächlich Gedanken an Vergangenheit und Zukunft davon. Nach zwei bis drei Tagen sind wir im Hier und Jetzt. Wir sitzen auf dem Kutschbock und beobachten Buster, der mit seinen Ohren, seinen Blicken und Kopfbewegungen ständig etwas zu berichten hat.
Buster weiß vor uns, wann ein Auto kommt. Buster kennt auch den Weg besser als wir, schließlich macht er den Job schon ein paar Jahre. Buster weiß auch, wann es Zeit ist zum Fressen und er kennt den idealen Zeitpunkt fürs Traben. Das macht er regelmäßig durch ein bestimmtes Schnauben klar. Gut, dass wir manchmal anderer Meinung sind. So spart er seine Kräfte.
Mit Pferd und Hund durch die Uckermark
Unsere Hündin „Phaedra“ findet Pferd „Buster“ am Anfang eher doof. Schließlich will sie selbst diejenige sein, die mit uns zusammen arbeitet und für gute Leistung gelobt wird. Phaedra sieht es die ersten beiden Tage nur schwer ein, dass sie nicht immer vor Buster her laufen kann, denn die Reise führt auch über befahrene Straßen. Da kann sie nicht im Freilauf durch Wald und Wiese preschen, wie sie es am allerliebsten tut.
Dennoch: unser Hundemädchen ist ein Goldschatz. Sie kommt, wenn wir sie rufen. Keine Diskussion, da kann es noch so verheißungsvoll im tiefen Wald rascheln. Überallhin folgt sie uns und behält sogar die Fassung, als Schwäne uns angiften. Bleibt ansprechbar und sitzen, als direkt vor ihrer Nase waschechte Feldhasen davon hoppeln. Nur ein einziges Mal, als eine Katze den Weg kreuzt, da gehen die Pferde mit ihr durch… glücklicherweise nimmt Buster das nicht ernst.
Mit jedem Hufschlag wird der eigene Puls ruhiger
Irgendwann habe ich das Gefühl, dass sich mein Herzschlag dem Takt des Hufgeklappers angepasst hat. Ich denke wirklich nichts mehr. Manchmal realisiere ich, dass ich tief ausatme, wenn der Wind durch die Blätter der unzähligen Bäume um mich herum streicht und wenn ich einatme, dann ist es mal trockener, mal feuchter Wald- und Wiesenbodenduft. Ich beobachte, welche Formationen die Wolken am Himmel bilden. Mein Blick verfolgt die wiegenden Grashalme der Wildblumenwiesen im Sommerwind und dann spüre ich auf meinen Armen, dass er jetzt bei mir angekommen ist.
Wenn wir nachts in unserem Planwagen liegen, ist es eng. Phaedra schläft entweder neben uns, oder an unseren Füßen. Unsere Schlafsäcke rascheln, während Jörn und ich uns gegenseitig erzählen, was schön an diesem Tag war. Zwischendurch hören wir das zufriedene Brummen und tiefe Seufzen unserer Hundedame und sind uns einig: Phaedra findet es auch wunderbar hier. Ganz sicher sogar.
Mit lachendem Hundegesicht macht sie täglich Bocksprünge, legt ihr albernstes Spielgesicht auf und rennt wie ein Junghund durch die Gegend. Natürlich rennen wir mit ihr mit. Spielen fangen, suchen irgendwas zum apportieren (naja, zumindest Phaedra macht das) und gut erzogen wie ich bin, werfe ich ihr alles, was sie findet. Ist ja schließlich auch ihr Urlaub. Natürlich lernen Jörn und ich durch Phaedra auch andere Menschen kennen, die zufälligerweise am selben Badesee anhalten, wie wir. Unser ehemaliger Straßenhund macht, was sie am liebsten macht: Herzen auf und Sonne rein. Wir sind überall willkommen – dem Hund sei Dank.
Zwischen Seen, Wäldern, Schlössern und Burgen die Natur genießen
Alle Stationen dieser Reise haben ihren eigenen Charme. Mal ist es eine alte Burgruine, mal sind es Seen, mal ein Schloss, dann völlige Abgeschiedenheit an einem Bach im Nirgendwo. Ganz besonders in Erinnerung ist uns der Abend mit Familie von Oppen bei Schloss Kröchlendorff.
Bei leckerem Flammkuchen und ein paar guten Gläsern Trollinger Lemberger lauschen wir dem Ehepaar, das bald goldene Hochzeit feiert und uns vom Ende des zweiten Weltkriegs erzählt. Von der Vertreibung aus der Uckermark, von Enteignung und Wiedervereinigung. Wir sind fasziniert von ihrem Leben in Indien, siebzehn Jahre lang. Wir sprechen vom Leben und vom Tod und sind dankbar für diese außergewöhnliche Einladung an einem Ort, den wir sonst sicher nie besucht hätten.
Dort ankommen, wo Du bei Dir selbst zu Hause bist
Diese Art des Reisens macht das, was Fahrtensegler und Wildcamper gleichermaßen lockt: Du wirst auf Dich selbst zugeführt und findest Deine Ruhe. Dafür musst Du gar nichts tun, außer reisen – mit Pferd und am allerbesten, Hund gleichzeitig.
Nach wenigen Tagen sitzt jeder Handgriff bei der Pflege Deines Pferdes genauso, wie beim Anlegen des Geschirrs und beim Einspannen. Du spürst das dringende Bedürfnis, die Tiere vor Dir selbst gut zu versorgen. Es ist egal, wie heiß oder kalt oder nass es ist. Zuerst kommt das Pferd auf die Koppel, Du schleppst Wasser aus Seen und Bächen zu ihm und überprüfst, ob das Tier gesund und glücklich ist. Dann kommt der Hund dran. Dann, irgendwann, Du. Und es fühlt sich wunderbar an.
Jörn und ich sind uns einig: Diese Auszeit vom Alltag ist etwas besonders. Wir empfehlen sie jedem, der bei sich selbst ankommen mag. Mit all den Höhen und Tiefen, die eine solche Reise in sich birgt, bleibt nämlich genau das übrig.
Unbedingt einpacken – die ultimative Packliste für einen Urlaub im Planwagen
Mensch
Regenjacke
Regenhose
Gummistiefel
Mütze/Sonnenhut
2 Paar warme Socken
Fleece Jacke
Schlafsack
Kleines Kissen
Mückenschutz
Taschenlampe
Dauerwurst
Nudeln
Pesto/Fertigsoßen
Biologisches Shampoo/ Outdoor Shampoo
Grillkohle
Grillrost
2 Stühle
Campingtisch
Feuchttücher
Scharfes Campingmesser
Mülltüten
Aufblasbares Sofa
Bücher/Zeitschriften
Festes Schuhwerk
Schwimmkleidung
Tec-Towel
Outdoor Waschsalon
Outdoor Solar Lampe
Reiseaschenbecher
Wein
Wasserflaschen
Reiseapotheke
Hund:
Camper-Packliste
Große Decke (wenn der Hund auf der Liege- und Schlaffläche liegen soll, zum Schutz vor Dreck)
Dringend: Zeckenschutzmittel und Zeckenzange
2 Handtücher (Regen oder schwimmfreudige Hunde)
WICHTIG: Keine Koffer benutzen! Diese können auf keinen Fall verstaut werden. Rucksäcke oder Reisetaschen sind die beste Variante.
Diesen Urlaub solltest Du nicht buchen wenn:
Dein Hund
– Pferde hüten will und nicht kontrollierbar ist (selbst die coolsten Pferde mögen es nicht, wenn sie in die Beine gezwickt werden)
– Angst vor Pferden hat
– starke Gelenkprobleme hat
– ein sehr nervöses Tier ist (das Anspannen und Abschirren des Pferdes sowie die Fahrt selbst kann starken Stress bei Hunden verursachen, die z.B. ein Reizverarbeitungsproblem haben, Kontrollverlust empfinden, fremde Umgebungen und Veränderungen generell nicht gut vertragen usw.)
– Jagen geht und nicht abrufbar/kontrollierbar ist (Du bist wirklich am Busen der Natur, mit all der Flora und entsprechenden Fauna)
Dein Lebenspartner/in
– nicht voll und ganz von der Idee überzeugt ist (Ihr werdet ungewöhnliche Situationen meistern und auf engstem Raum leben müssen – das braucht eine stabile Beziehung!)
Hier kannst Du Urlaub mit Pferdeplanwagen machen:
Liesje Trecking
Titelfoto im Beitrag: Photo by Cameron Kirby on Unsplash
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Soooo schön! Ich bin echt immer noch neidisch! Aber wer weiß, vielleicht machen das Penny und ich auch mal :-)!
Jetzt geh ich im Herbst erst mal Kutsche fahren mit Haflingern :-)!
Ich kann es nur jedem Menschen empfehlen, der die Natur liebt – und einen Vierbeiner hat, der das gerne mit macht. Da bist Du ja auf der sicheren Seite 🙂